Atomstrombeleuchtet
sind Straßen und Plätze
vom Band läuft Retortenmusik
Sie wandeln im Glanze
der Kirchhoffschen Sätze
mit Bäuchen voll Marktpolitik
die Kehlen sind glühweinbefeuchtet
Siehst du die Linien
auf meiner Hand
Folge den Spuren
Asche gebrannt
Seelengeschwister
eisiger Wind
taudunkles Knistern
lebensblind
Nachhut des Schattens
Furchtsturm des Lichts
Schwarzer Apollo
führt dich ins Nichts
Verloren bin ich in der weißen Masse.
Was ich einst war, es schwindet immer mehr.
Geblieben ist nur, was ich an mir hasse.
So leer bin ich und tausendfach so schwer.
Es wäre Zeit, dass ich den Wirt verlasse,
wenn ich nur wüsste, was dann übrig wär.
Dereinst von Hoffnung, sehnsuchtsvoll getrieben,
bleibt nur der Hass. Nur du bist mir geblieben.
Hinter den Dünen
Den Mut zum Anfang wagen...
Am steilen Hang voll Dornen
den ersten Schritt zu gehn.
Ich bin noch nicht bereit,
die Zweifel zu ertragen.
Im Gegenwind der Akrasie
den Unmut zu verstehn.
Ich brauch noch etwas Zeit,
nicht nach dem Preis zu fragen,
den Weg als Ziel zu sehn.
Das Meer hinter den Dünen,
ich wünsche es mir weit.
Du Dornenseil in
rettungslosen Zeiten
Wohltat, Stärke,
Schwäche, Schmach zugleich
Gewollt hab ich dich nie,
doch einzig du
warst immer da.
Und immer noch
komm ich
von dir
nicht los.
(8.11.12)
Ich suche nicht nach Gründen
ich stutz die scheuen Flügel
und falle aus der Pflicht
Verfall den alten Sünden
schau nicht mehr in den Spiegel
schau dir nicht ins Gesicht
In mir sollst du nichts finden
im Schutz der blanken Riegel
bleibt dir nur das Gerücht
In jedem Herbst gilt wieder die Marotte,
dass jedermann ein Herbstgedicht sich bau.
Der Zuckmayer erwähnte schon im Spotte
"der reinen Wolken unverhofftes Blau".
Auch dass die Blätter, die vom Baume fallen,
die Farben wechseln, gilt es zu erwähnen,
dass Sturm und Regen auf uns niederprallen
und sich die Menschen nach dem Frühling sehnen.
Naturgedichte sind so alte Hüte
und dennoch - jedes Jahr zur selben Zeit -
erleben sie in Reimform ihre Blüte.
Ich bin dieses Naturgesülzes müde
und werd in dieser Angelegenheit
nun - ebenfalls in Reimform - einmal rüde!
Einmal schon hab ich geschrieben:
Irrend durch das eine Leben.
Nichts von Sinn ist mir geblieben.
Etwas hat mich aufgegeben.
Ruhe hoffte ich zu finden,
Leere hab ich nicht gewollt.
Etwas sucht sich loszuwinden,
irrt nun weiter - unverzollt.
Klagelied des maessigen Poeten by maradeux, literature
Literature
Klagelied des maessigen Poeten
Klagelied des mäßigen Poeten
Im Schweiß gebadet ist mein Angesicht
von innig und so heiß gefühlten Schmerzen.
Ich schrieb dieses besondere Gedicht
im Rotweinrausch, im Schein geweihter Kerzen.
Kann doch ein Werk von solcher Herzensinbrunst
beileibe nicht ganz ungelesen bleiben!
Ein hehrer Ausdruck ernster Leb- und Schreibkunst
muss jedem Tränen in die Augen treiben!
Für mein Gedicht, nein - meine Partitur -
Erhoff ich mir viel Lob und manch Erstaunen
Die Geistesgrößen hoher Lit'ratur
Hör ich im Traum vom neuen Stern" schon raunen
Ein Lyrikboard such ich mir für den Eins
Was wagt sich nur in diese heil'gen Hallen
der ein und andre Möchtegern-Poet,
der fest zu seinem Sülzgeschwafel steht
und meint, es müsste anderen gefallen?
Der Klang der Verse ist mir solch ein Grauen!
Vom seichten Inhalt einmal abgesehn,
es muss doch das Gerüst zumindest stehn!
Man kann doch nicht auf Sumpf und Wasser bauen!
Dann kommen sie auch noch, sich zu beklagen,
wenn ich mir so viel Mühe geb zu richten
mit meiner Gabe göttlichen Genies.
Wie können diese Tölpel sowas wagen?
Solch holde Kunst nur dürftig zu verrichten
und MICH nicht zu verehren, überdies!